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  • AutorenbildNoëmi

Überstürzter Aufbruch

Es gab schon länger keinen Eintrag mehr, denn die Ereignisse haben sich hier gerade überschlagen. Der Grund dafür: Corona-Virus... Zur Zeit in aller Munde und schliesslich kam er auch zu uns nach Bolivien. Sobald die ersten Fälle bestätigt wurden, wurden hier überall die Schulen und Unis geschlossen. Das hiess gleichzeitig auch die Schliessung für mein Projekt. Deshalb hatten wir am Freitag, 13. März das erste Mal keinen Unterricht mehr und wir verschoben ein geplantes Nachtessen auf ein Mittagessen, da der eine Volunteer aus Kolumbien seinen letzten Arbeitstag hatte. Für mich war das super, denn so konnten wir am Freitag abend aufbrechen an den Salar de Uyuni. Von dem erzähle ich dann aber nächstes Mal.


Als wir zurück waren hiess es dann, alle deutschen Volunteers müssten nach Deutschland zurück. Von der Schweiz hatte ich bis dahin keine solchen Infos, daher stellte ich mich darauf ein, bleiben zu dürfen. Die Lage schien auch ziemlich unter Kontrolle, denn es gab nur 12 bestätigte Fälle wenn die Zahlen stimmen. Als dann aber Kristina von Österreich einen Rückflug organisiert bekam, wurde ich doch auch unsicher. Meine Organisation in der Schweiz schrieb, dass ich mich mit der Botschaft in Verbindung setzen solle und dort nachzufragen, was sie empfehlen. Als ging ich am nächsten Morgen zum Konsulat. Dort hiess es, dass sie es einem selber überlassen, ob man bleibt oder zurück geht. Super, das half mir weiter. Dann kam aber bald die Meldung von der Regierung in Bolivien, dass in 48 Stunden die Grenzen geschlossen werden und in 72 Stunden alle internationalen Flüge gestrichen werden. Das änderte die Situation drastisch. Zudem rief dann auch der Bund dazu auf, nach Hause zu kommen. Es war ein schrecklicher Tag. Ich begann zu realisieren, dass es wohl am vernünftigsten sein wird, nach Hause zu gehen, doch ich hasste es. Ich wollte nicht! So konnte es doch nicht enden... Zusammen mit meiner Familie beschloss ich dann aber doch, nach Hause zu kommen, und kaufte mir schweren Herzens ein Flugticket. Ich bekam eines für den nächsten Tag (Donnerstag) und hatte so noch einen letzten Nachmittag. Das brachte mir zwar nicht so viel, denn ab 16 Uhr gab es keinen öffentlichen Verkehr mehr und ab 18 Uhr war totale Ausgangssperre. Nicht Mal mehr Taxis durften fahren. Aber immerhin hatte ich noch genügend Zeit, allen von der Familie, die morgen nicht an den Flughafen kommen würden, tschüss zu sagen und meine Koffer in Ruhe zu packen. Am nächsten Morgen ging es dann schon früh los. Nach dem Morgenessen begleitete mich meine Familie zum Flughafen. Wir fuhren vorher noch schnell bei meiner Chefin vorbei, damit ich wenigstens noch ihr tschüss sagen konnte. Ausserdem liess ich meinen Schlafsack in der Fundation, denn den nahm ich bestimmt nicht mit in die Schweiz und sie können ihn dort gebrauchen. Am Flughafen kam dann der schrecklichste Moment. Für mich gibt es nichts schlimmeres als Abschiede. Ich war zwar nur knapp zwei Monate bei ihnen in Cochabamba, doch ich habe sie so fest in mein Herz geschlossen. Schweren Herzens sagte ich allen Tschüss und machte mich auf den Weg nach Santa Cruz. Dort hatte ich fast einen ganzen Tag Zeit, denn mein Flug von Santa Cruz würde erst um 22 Uhr losfliegen. Zusammen mit Riina, einer Freiwilligen aus Finland, die auch in Cochabamba war, verbrachte ich den Tag am Flughafen. Es war sehr speziell, denn der Flughafen war voll mit Europäern, die vermutlich alle zurück wollten. Überall hörte man Deutsch, Niederländisch, Schwedisch, Englisch, Französisch etc. Die knapp 12 Stunden vergingen dann erstaunlich schnell, und so trennten sich auch unsere Wege wieder. Sie flog nach Rio und von dort weiter nach Hause und ich flog via Foz de Iguazu nach Sao Paulo. Die Flüge waren jeweils nur knapp 2 Stunden lang, doch auch in Iguazu warteten wir 5 Stunden. Und an diesem Flughafen war es soo kalt. Es war mitten in der Nacht, alle sind müde und sie kühlen so extrem runter. Diese 5 Stunden waren wesentlich schlimmer als die 12 Stunden in Santa Cruz. Dann ging es endlich weiter nach Sao Paulo. Dort hätte ich einen Tag Aufenthalt gehabt, denn für den Flug von Sao Paulo nach Zürich gab es erst ein Ticket für den nächsten Tag (ausser Business für über 6'000 CHF). Ich traf aber auf andere Freiwillige aus Sucre die ich kannte, und sie konnten sich auf eine Warteliste bei der Lufthansa einschreiben, um schon heute zu fliegen, falls es Platz im Flieger hat. Denn es gibt ganz sicher Leute, die irgendwo in Südamerika feststecken oder zu spät sind und so nicht fliegen können. Ich musste dafür zwar 2.5 Stunden in einer Schlange anstehen und sie konnten mir erst eineinhalb Stunden vor Abflug definitiv sagen, ob ich mitfliegen konnte, aber was hatte ich schon zu verlieren? Und meine Freunde haben mir sogar ein Ovomaltine-Eis (keine Ahnung wieso es am Flughafen in Sao Paulo Ovomaltine-Eis gibt). Das machte das ganze viel besser. Ich bekam dann tatsächlich einen Platz im Flieger und hoffe, dass am nächsten Tag jemand froh ist um meinen Platz den ich ja jetzt nicht mehr benötige. Tja und jetzt bin ich halt wieder in der Schweiz... Es war nicht das Ende wie ich es mir gewünscht habe und das Schlimmste finde ich, dass ich den Kindern und den anderen zwei Instruktoren nicht mal tschüss sagen konnte. Ich werde sie vermissen. Ausserdem habe ich mich so lange auf diesen Sozialeinsatz in Bolivien gefreut. Ich weiss, man soll sich an dem freuen, was man erlebt hat und nicht dem nachtrauern, was nicht mehr ist, aber das ist ganz schön schwer im Moment. Aber das kommt bestimmt und irgendwann werde ich zurückgehen und dort weitermachen wo ich aufgehört habe. ¡Hasta pronot Bolivia!

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