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  • AutorenbildNoëmi

Zweiter Versuch

Okay, über diesen Ausflug könnte ich einen Roman schreiben, aber ich halte mich kurz für euch, okay?


Mein letztes Wochenende in Bolivien verbrachte ich an einem der unwirklichsten Orte, die ich je gesehen habe. Zusammen mit Kristina und Ben starteten wir am Freitag nachmittag. Mit dem Bus fuhren wir zuerst nach Oruro. Diesmal schafften wir es ohne Bloceo oder andere Zwischenfälle. Kaum passierten wir die Mautstelle am Ende der Stadt, waren wir auch schon in den Bergen. Es war das erste Mal, dass wir am Tag mit dem Bus reisten und so konnten wir die fantastische Landschaft bestaunen, was wir 100 Mal lieber war, als diesen schlechten Film im Bus mitanschauen zu müssen. Dieser hatte absolut keine Handlung und es gab nur ab und zu eine Minute, wo niemand umgebracht wurde. Und da fahren Kinder mit... Es spielt dabei keine Rolle, ob der Bus um 4 Uhr nachmittags oder 11 Uhr abends losfährt, immer läuft ein Film. Wenn man am Tag fährt, muss man sich aber auch die ultra waghalsigen Überholmanöver mitanschauen, die sich die Busfahrer, aber auch LKW Fahrer leisten. Überholen in einer Kurve? Kein Problem.. Zwei bis drei Lastwagen auf unübersichtlicher Strecke auf einmal überholen? Klar doch.. Wir sind jedenfalls sicher am Ziel in Oruro angekommen. Dort suchten wir als erstes Tickets für unsere Weiterreise nach Uyuni. In Oruro erreichte uns auch die Nachricht unserer Organisation, dass wir bis Ende März nicht mehr reisen dürfen. Zum Glück waren wir schon unterwegs und würden jetzt sicher nicht mehr abbrechen. Da der Bus erst um 22:30 fuhr, hatten wir noch Zeit um etwas zu essen. Dann fuhren wir weiter nach Uyuni. Die Fahrt war ziemlich kurz obwohl die Strecke ziemlich weit war, doch es war nicht mehr so bergig, da wir bereits auf ca. 3'700 Meter über Meer waren und so wahrscheinlich nur übers Altiplano fuhren. So kamen wir um ca. vier Uhr morgens in Uyuni an. Wir dachten, dass wir bis 6 Uhr im Bus weiterschlafen können, doch der Bus fuhr noch weiter, was uns dazu zwang auszusteigen. So strandeten wir mitten in der Nacht am "Busterminal", was einfach eine normale Strasse war. Wo also hin um vier Uhr morgens in Uyuni? Uns wurde gesagt, wir sollen in ein Café gehen, doch ich glaubte nicht wirklich dran, dass diese so früh am Morgen offen hätten. Nichts desto trotz gingen wir ins Stadtzentrum und suchten nach einem Café. Zum Glück ist Uyuni nicht wirklich gross. Wir sahen ein Lokal, wo noch Licht brannte, doch wir beschlossen, uns zuerst einmal in dieser Hauptgasse umzusehen. Plötzlich kam eine alte Frau auf uns zu und fragte, ob wir ein Café suchen. Sie war aber etwas zu hilfsbereit fand ich, doch da wir zu dritt waren folgten wir ihr mal. Das "Café" war aber in einer absoluten Bruchbude und so lehnten wir ab. Als wir zurückgingen, rannte die Frau uns sogar nach, was das Ganze noch skuriler machte. Wir gingen dann zum anderen Lokal wo noch Licht war. Dort wurden wir aber fast weggeschickt, doch der Inhaber, der schon ein paar Gläser zu viel gehabt hatte, sagte wir können im Café weiter hinten bleiben. Das Café war bequem und hatte sogar vier Sofas (aus Salz, doch sie hatten weiche Kissen drauf). So konnten wir noch ein paar Stunden schlafen und hatten sogar eine Toilette.


Am Morgen machten wir uns dann auf, eine Tour für den Salar de Uyuni zu buchen. Wir gingen auf die Strasse und fanden sogleich das erste Büro, das Touren anbietet. Der zweite Anbieter konnte uns dann überzeugen und wo buchten wir eine Dreitagestour. Da es erst um 10:30 Losging, hatten wir noch Zeit ein paar Souvenirs zu kaufen und Uyuni noch etwas anzuschauen. Dann ging's auch schon los. Zusammen mit einem deutschen Paar und einem Paar aus Wien machten wir uns in einem Pickup auf den Weg. Zuerst besichtigten wir den Eisenbahnfriedhof. Dieser gilt als grösster Eisenbahnfriedhof der Welt und stammt von der ersten Eisenbahnlinie Boliviens. Sie wurde gebraucht um Rohstoffe und Metalle zu transportieren, doch in den 1940er Jahren brach die Industrie zusammen und die Strecke wurde stillgelegt. Seit dann verfallen die Lokomotiven und Wagen langsam. Der ganze Friedhof und vor allem die Grösse ist ziemlich beeindruckend! Dann ging es weiter auf die grösste Salzwüste der Welt. Unser Guide für den ersten Tag war nicht sehr motiviert und so war auch nicht immer klar, was wir an welchem Spot machen oder ansehen sollten. Zuerst fuhren wir zu Wasserlöchern, wo man den Sauerstoff aus der Tiefe aufsteigen sehen konnte und es dadurch sprudelte. Für das hätten wir aber 30 Minuten Zeit gehabt, und so fingen wir schon an, mit der Perspektive zu spielen und lustige Fotos machen. An einem späteren Stopp hat der Guide dann nochmals von uns solche Fotos gemacht. Tja, Kommunikation ist manchmal nicht so einfach. Wir besichtigten auch ein altes Salzhotel und dann war da natürlich die unglaubliche Spiegelung durch das Wasser auf der Oberfläche. So wurde die Salzwüste zum grössten Spiegel der Welt. So etwas habe ich noch nie gesehen, unglaublich schön!

Die erste Nacht verbrachten wir dann in einem Salzhotel, das komplett aus Salz besteht (bis auf Matratzen, Kissen, Toilette und so). Es war schön eingerichtet, doch die Duschen waren beide per Zufall "kaputt". Wir vermuteten, dass sie abgestellt waren, damit wir draussen für 10 Bolivianos warm duschen gehen. Denn als wir nachfragten und reklamierten gingen die Duschen plötzlich wieder. Damit es nicht ganz kalt war, brauchten wir unser übriges Teewasser, um zu duschen.


Am zweiten Tag bekamen wir einen neuen Fahrer (als er dann kam, denn niemand wusste genau, wann es an diesem Tag losgehen würde), der ziemlich cool war. Unsere Reise führte uns weiter ins Altiplano hinein und wir fuhren durch eine ziemlich unwirkliche Landschaft. Wir fuhren durch eine trockene, mal Steinige, dann wieder sandige Ebene, vorbei an kleinen Dörfern. Die Leute in den Dörfern leben vor allem von der Mine San Cristobal, der Lamazucht und dem Quinua Anbau. Wir sahen Lamas, die hier im Altiplano frei rumlaufen und mit kleinen farbigen Zotteln je nach Besitzer anders farbig markiert sind. Wir sahen ebenfalls Vicuñas, die wie die Lamas mit den Kamelen verwandt, aber kleiner als die Lamas sind. Was wir auch sahen waren Nandus, die wie Strausse aussehen, aber kleiner sind. Die Landschaft war faszinierend. Wir fuhren durch die Staubige Hochebene und links und rechts erhoben sich Berge sowie erloschene und teils aktive Vulkane, die mit Schnee bedeckt waren und über 5000 Meter hoch sind. Wir stoppten bei einigen Lagunen, die in den traumhaftesten Farben schillerten. In den meisten Lagunen waren auch zahlreiche Flamingos. Die zweite Nacht verbrachten wir auf 4'500 Meter über Meer in einem "Hotel". Wir schliefen zu siebt in einem Zimmer für sechs Personen und gegessen wurde in einem Essaal. Irgendwie war das total das Lagerfeeling. Doch das Beste waren die Sterne in der Nacht! Wir waren nahe der Dalí Wüste, welche zu den dunkelsten Orten der Welt zählt, und so ganz ohne Licht sah man tausende Sterne. So einen Sternenhimmel habe ich noch nie gesehen.


Am dritten Morgen ging's dann schon früh los. Frühstück war um 4 Uhr und um 4:30 Uhr fuhren wir los. Zuerst ging es zu einer Art von Geysiren, wo Dampf aufsteigt und heisses Wasser im Boden brodelte. Es war aber noch dunkel, was ein bisschen schade war, doch zumindest den weissen Dampf sah man einwandfrei. Hier waren wir auch auf dem höchsten Punkt dieser Reise: 4950 M.ü.M! Dann fuhren wir weiter zu den Aguas termales. Ein Bad, das mit dem Wasser der heissen Quellen von diesem Ort gefüllt ist. Es war ganz schön speziell, morgens um sieben bei einer Aussentemperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt im Bikini im 38-40 Grad heissen Wasser zu sitzen. Es war wunderbar, nur waren wir danach so richtig kaputt. Zum Glück konnten wir nur wieder ins Auto einsteigen und wurden an den nächsten Ort chauffiert. Wir besuchten kurz die Dalí Wüste, welche nach dem berühmten Künstler Salvador Dalí benannt ist. Die Landschaft erinnert sehr stark an die in seinen Bildern, obwohl Salvador Dalí nie in dieser Wüste war. Die Wüste hatte früher einen Namen auf Quechua (den habe ich vergessen) und wurde später in Dalí-Wüste umbenannt. Von dort machten wir uns auf den Weg zurück nach Uyuni. Auf dem Weg besuchten wir noch einige andere Lagunen, sahen Lamas, Vicuñas und Flamingos und besuchten zum Schluss den Canyon de Anaconda im valle de rocas. Das ist ein Canyon der über 200 Meter hohe Klippen hat. Hier muss man definitiv schwindelfrei sein. Unten im Canyon schlängelte sich ein kleiner Fluss durch die karge Landschaft und die Aussicht von oben war fabelhaft. Beim Canyon erreichte uns auch die Nachricht, dass wir so schnell wie möglich nach Hause nach Cochabamba kommen müssen, denn wegen dem Corona Virus würden ab Dienstag keine Busse mehr fahren (Es war Montag nachmittag). Ausserdem kamen die Gerüchte auf, dass wir alle nach Hause müssten. Doch von dem wollten wir in dem Moment gar nichts wissen und einfach den Moment geniessen. Unser Chauffeur meinte auch, dass bald keine Busse mehr fahren würden und wir wurden langsam doch unruhig. Oruro, worüber wir eigentlich hätten fahren müssen mit dem Bus, war komplett abgeriegelt.


In Uyuni angekommen mussten wir uns also zuerst damit befassen, wie wir zurück nach Cochabamba kommen. Es bestand die Möglichkeit via Potosí zu fahren, doch auch dort kursierte das Gerücht, dass sie die Stadt schliessen wollen, was auch immer das heisst. Eine Verkäuferin meinte, am nächsten Morgen würde ein Bus nach Cochabamba fahren, doch wir hatten ja die Info, dass ab Mitternacht nichts mehr fahren würde. Also fragten wir einen Polizisten, ob der Bus nach Cochabamba fahren würde. Dieser meinte, er fahre nicht, doch ein anderer Polizist sagte, der Bus fahre. Wir waren verzweifelt, denn jeder sagte etwas anderes und wir wussten nicht, was stimmt und wollten doch nur nach Hause nach Cochabamba. Zuerst beschlossen wir nach Potosí zu fahren und dann dort weiterschauen, doch dann erreichte uns die Nachricht, dass das Terminal in Cochabamba von 5 Uhr morgens bis 19 Uhr normal geöffnet ist und wir somit auch direkt nach Cochabamba fahren könnten. Also gaben wir unsere Tickets nach Potosí zurück und wollten Tickets für den Bus direkt nach Hause kaufen. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Tickets bereits ausverkauft. Also blieb uns nichts anderes übrig als doch nach Potosí zu fahren und dort weiterzuschauen. In Potosí trafen wir vier Leute aus Japan, die auch nach Sucre wollten. Mit ihnen teilten wir das Taxi nach Sucre. Denn Sucre ist die Hauptstadt, und von dort sollten wir irgendwie nach Hause kommen. Im schlimmsten Fall würden wir dort noch Leute kennen. Also fuhren wir mitten in der Nacht nach Sucre. Die Strasse war leer, denn eigentlich war es nicht erlaubt zwischen 19 Uhr und 5 Uhr zu Reisen oder auf die Strasse zu gehen und der Taxifahrer musste bei der Polizei bezahlen, dass er auf die Strasse gelassen wurde. Dementsprechend fuhr der Taxifahrer auch. Ich glaube die Strasse wurde noch nie so effizient genutzt, denn der Fahrer schnitt so gut wie jede Kurve und fuhr ziemlich sicher viel zu schnell (Ich weiss es nicht, der Tacho war wieder mal kaputt). Um vier Uhr kamen wir dann in Sucre an und mussten somit noch eine Stunde warten, bis das Terminal geöffnet würde. Als es dann öffnete, mussten wir feststellen, dass der erste Bus nach Cochabamba um 13 Uhr fährt und das gar nicht reicht, bis 19 Uhr zurück in Cochabamba zu sein. Also suchten wir uns einen Minibus, der schon am Morgen fahren würde. Als wir fragten, wann der Minibus fahren würde, meinte der Fahrer, sobald der Bus voll ist. Also warteten wir noch einmal eine gute Stunde, bis wir sieben Leute waren, die nach Cochabamba wollten. Dann ging es endlich zurück nach Cochabamba. Wie waren wir froh, als wir es zurückgeschafft haben! Die Reise war abenteuerlich, aber wir sind so froh, dass wir diesen Ausflug an den Salar de Uyuni und ins Altiplano noch gemacht haben, denn wie sich später herausstellte, war unsere Zeit in Cochabamba schon sehr bald vorbei. Aber die Geschichte kennt ihr ja bereits.


Der Trip an den Salar de Uyuni war auf jeden Fall unvergesslich. Die Athemberaubende Landschaft, aber auch die super tolle Gruppe in der wir unterwegs waren werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Auch, dass wir am ersten Tag dank dem unmotivierten Chauffeur als Gruppe extrem zusammengeschweisst wurden, wir immer gleich viel Essen wie die Fünfergruppen bekamen und so jeweils alles Essen zusammensammelten, das die anderen Gruppen zurückliessen und die zwei tollen Abende an denen wir uns austauschen, spiele Spielen und lachen konnten. Es war genial!





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