top of page

Fundación EseñARTE Bolivia

Autorenbild: NoëmiNoëmi

In meinen sechs Wochen in Cochabamba habe ich in der Fundación EnseñARTE gearbeitet. Die Stiftung hat zwei Hauptprojekte. Das Zirkusprojekt, das an zwei Standorten etwas ausserhalb der Stadt ist und das Musikprojekt, das in der Stadt am "Hauptsitz" ist. Im Musikprojekt kommen die Kinder nachmittags für 2 Stunden und im Zirkusprojekt kommen die Kinder jeweils halbtags von 9-12 und von 14-17 Uhr. Diejenigen, die am Morgen in der Schule sind kommen am Nachmittag, und diejenigen, die am Nachmittag Schule haben kommen am Morgen. Das Projekt ist Dienstag - Freitag geöffnet, denn am Montag ist jeweils Sitzung, wo die kommende Woche, aber auch Probleme sowie gutes aus der letzten Woche besprochen werden. Die Stiftung ist allgemein sehr organisiert und durchgeplant, was ich in Bolivien überhaupt nicht erwartet hätte. Am ersten Tag bekam ich einen Plan, wo jeder Tag genau durchgeplant war und daran hielt man sich dann auch. Das war aber auch so ziemlich das einzige, was gut organisiert war in Bolivien (Aber das ist eine andere Geschichte). Unser Plan sah jede Woche so aus:


Montag = Sitzung

Dienstag = Perkussion

Mittwoch = Clown & Luftakrobatik

Donnerstag = Jonglieren

Freitag = Urbane Tänze


Bei der Perkussion brachten wir den Kids verschiedene Rhythmen bei und schrieben auch eigene Songs. Am Mittwoch ging es hauptsächlich darum, sich vor einer Gruppe von Leuten wohl zu fühlen, denn im Mai war eine Aufführung geplant. So spielten wir pantomimische Spiele, schminkten uns wie Clowns, schnitten Grimassen und studierten Kurztheater ein. Als sich alle einigermassen wohl fühlten, vor den anderen zu spielen, machten wir Zweiergruppen und studierten eine Clown-Nummer mit dem Spiegel ein. Die beiden Clowns haben dabei einen imaginären Spiegel zwischen sich und machen mit viel Witz alles nach, was der andere macht. Viel mehr als planen konnten wir die Nummer aber nicht, denn bald darauf wurde das Projekt auf Grund der ersten Corona-Fälle geschlossen. Ca. zwei Wochen bevor wir schliessen mussten, kam am Morgen eine Trainerin für Luftakrobatik, was die Kinder liebten. Und ich muss sagen, es ist schon ziemlich cool. Jeden Donnerstag übten wir uns dann im Jonglieren. Mit drei Bällen jonglieren konnte ich ja, aber da wir zu wenige Bälle hatten, haben wir mit Keulen Jongliert. Das überstieg dann meine Fähigkeiten und so konnte ich gleich mit den Kindern mitlernen. Mittlerweile kann ich ein bisschen mit Keulen jonglieren. Am Freitag tanzten wir jeweils den ganzen Tag. Wir lernten mit den Kids eine Hip-Hop Choreografie, was ihnen, sowie mir sehr viel Spass machte.


Jeden Tag starteten wir mit einem Aufwärmen. Von Kopf bis Fuss wurde alles aufgewärmt, damit man sich nicht verletzt. Das konnte teilweise ganz schön anstrengend werden, wenn man auf 2'800 Meter über Meer zum Aufwärmen Runden läuft oder "Froschhüpft". Wir lernten immer auch Theorie zu den jeweiligen Bereichen. So zum Beispiel die Nummerologie beim Jonglieren, oder was der Unterschied zwischen dem Cara Blanca (Weissclown) und dem Augusto (Augustus) ist. Der Weissclown ist der schlaue Clown, der das ganze präsentiert und Augustus ist der tollpatschige, dumme Clown. Auch brachten wir den Kids bei, was der Unterschied zwischen Hip-Hop und Rap ist und woher die urbanen Tänze kommen. Ich habe also eine ganze Menge gelernt. Die letzte halbe Stunde konnten die Kids dann trainieren, was sie wollten. Sei das Hula-Hup, Einrad fahren, Jonglieren, Diabolo und vieles mehr. Danach gab es für alle eine warme, gesunde Mahlzeit. Für viele Kinder war es die einzige warme Mahlzeit am Tag und einige Kids kamen auch nur deswegen. Schon vor Corona war es wichtig, den Kindern die Wichtigkeit von Hygiene beizubringen, auch wenn es in diesem Gebiet kein fliessend Wasser gab. So wuschen wir uns die Hände in zwei Becken und so wuschen wir auch das Geschirr ab. Das Wasser kommt mit einem Lastwagen und wird in ein grosses Fass gefüllt. Dieses Wasser konnten wir dann auch filtern, damit wir Trinkwasser hatten.


Die Kids kommen alle aus der Umgebung etwas ausserhalb der Stadt wo das Projekt ist. So kommen so gut wie alle zu Fuss. Die Kids kommen aus ärmeren und meist schwierigen Familienverhältnissen. So haben einige einen Vater, der Alkoholprobleme hat oder auch gar keinen Vater mehr. Trotzdem sind die Kids jeden Tag motiviert, voller Lebensfreude und haben immer ein Lachen auf dem Gesicht. Obwohl ich am Anfang so gut wie kein Spanisch gesprochen habe, hatten sie keine Hemmungen mit mir zu sprechen und mir zu zeigen, was sie können. Sie sind extrem dankbar und auch ziemlich anhänglich. Ein kleiner Junge, der aber nur am Anfang dabei war, hat mir voller stolz sein kleines Einrad präsentiert und mir erzählt, was er damit alles kann, obwohl ich noch nicht so viel verstanden habe. Britany, ein kleines Mädchen hat mich gleich das erste Mal, als sie mich gesehen hat in die Arme geschlossen. Mit den grösseren Kids konnte ich mich sehr gut unterhalten (meist mit Hilfe von Händen und Füssen) und sie hatten enorm Freude, ein paar englische und deutsche Wörter von mir zu lernen. Ich habe die Kids sofort in mein Herz geschlossen und es tut mir so leid, dass ich ihnen nicht mal Tschüss sagen konnte. Ich vermisse sie und hoffe, dass es ihnen trotz der schwierigen Situation gut geht. In Bolivien darf man im Moment nur an einem Tag in der Woche das Haus verlassen und wenn man aus schwierigen Familienverhältnissen kommt und dann den ganzen Tag zu Hause eingesperrt ist kann das sehr schwierig sein. Ich hoffe, dass ich noch einmal zurück kann, denn es war immer ein Traum von mir in einem sozialen Projekt als Freiwillige zu arbeiten. Ich weiss, dass ich in Cochabamba und bei der Fundación EnseñARTE jederzeit willkommen bin und ich kann es kaum erwarten, alle wieder zu sehen!




161 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


  • Instagram

Instagram

bottom of page